Roséwein und Rotling aus Deutschland – Abgrenzung der beiden Weine

Der Roséwein und der Rotling sehen nahezu identisch zueinander aus, dürfen in der EU aber nicht in einem Atemzug genannt werden. Grund hierfür ist die Herstellung der beiden Weine. Der Roséwein wird ausschließlich aus roten Weintrauben hergestellt, ist somit reinsortig. Damit steht dieser im direkten Kontrast zum Rotling, bei dem das gelebte Praxis ist. Roséwein ist ein sogenannter Stillwein. Stillweine werden dadurch gekennzeichnet, über keine eigenen biologischen Aktivitäten zu verfügen und keine Kohlensäure inne zu haben. Die alkoholische Gärung des Weins ist damit bereits beendet, was trocken vergoren im Weinjargon heißt. So gibt es keine weitere Basis oder aktive Grundlage für eine zusätzliche Hefebetätigung.

Im Gegensatz zur Produktion von Rotweinen erfolgt die Trennung der Rosètraubenschalen früh vom Most, damit die Farbstoffe nicht ungehindert Einfluss nehmen können. Eine spezielle Rebsorte zur Produktion von Roséweinen ist nicht vorhanden, da alle Sorten grundsätzlich verwendet werden können, die eben auch zur Rotweinproduktion herangezogen werden. Einer der Grundsätze hier lautet: je umfangreicher der Kontakt zwischen Traubensaft und den Beerenhäuten ist, desto dunkler wird der Rosè ausfallen. So variiert die Bandbreite der möglichen Weinfarben vom blassen Rosaton bis ins tiefe Pink hinein. Die vier deutschen Weinanbaugebiete, die sich am intensivsten dem Rosèanbau widmen sind: Pfalz, Rheinhessen, Baden und Württemberg.

Was hat das mit dem Schillerwein auf sich?

Wie bereits erwähnt, entsteht der Rotling aus der Vermengung von weißen mit roten Trauben, was in der Weinwelt als Schillerwein bezeichnet wird. Damit soll jedoch nicht der berühmte deutsche Dichter und Philosoph angesprochen werden, was auf den ersten Blick als naheliegend erscheint. Vielmehr ist damit die zum Teil sehr schillernde Farbe des Weines gemeint. Schwerpunkte des Rotling-Anbaus ist das Weingebiet Württemberg, aber auch Sachsen, wo gerne auch die Bezeichnung Schieler Verwendung findet und die Ursprünge des Weins angenommen werden. Natürlich bedarf es einiger Vorgaben und Regulierungen um einen qualitativen Rotling herzustellen und damit auch werben zu dürfen. So müssen bezogen aufs Beispiel Sachsen, alle verwendeten Trauben aus dem Gebiet kommen; zudem muss der Wein aus einer Weinherstellung mit „gemischtem Satz“ stammen. Der gemischte Satz bezeichnet eine Spezialität, die aus vielen roten und weißen Trauben mit abweichenden Reifezuständen inklusive variierender Säuregrade zusammen vergoren werden und die gemeinsam gelesen und gekeltert wurden.

Charakteristika und Geschmack der beiden Rebsorten

Der Roséwein erfreut sich innerhalb Deutschlands großer Beliebtheit, was mit Sicherheit auch mit seiner angenehmen Farbe zusammen hängt, die in der Weinwelt eine eigene Kategorie oder Nische gefunden hat. Roséweine kommen gewöhnlich als leichte, fruchtige Weine daher, die wenig Rotwein-typische Gerbstoffe als Grundlage haben. So reicht das Angebot vom trockenem Ausbau des Weines komplett hin zur anderen Seite und den süßen Varianten dieser Weinart. In Deutschland werden besonders süße Variationen auch als Weißherbst tituliert, die durchgehend aus Spätburgunder-Reben hergestellt und ausgebaut werden. Mögliche Rebsorten-Varianten aus heimischen Gefilden sind: der Schwarzriesling und der blaue Portugieser.

Der Rotling ist, wie es der Name und auch die Farbe spekulieren lassen, eher für die Freunde von süßen Weinen attraktiv. Zumeist findet dieser als halbtrockener Ausbau statt, dessen Restzuckergehalt zwischen 9-18 g/L bei gleichzeitig maximalen 10 g/L an Säuregehalt, pendelt. Der süße Geschmack erinnert stark an rote Früchte, wie beispielsweise Erdbeeren und wird gerne im Sommer kühl genossen. Es ist in der Praxis nicht ungewöhnlich, den Restzuckergehalt von Rotling durch Hinzufügen von rotem und weißem Most zusätzlich zu erhöhen. Rotling ist eine deutsche Spezialität. Mit der Bezeichnung „Badisch Rotgold“ wird eine Rotling-Variation bezeichnet, die aus dem Weinanbaugebiet Baden stammt und aus den Trauben Grauburgunder und Spätburgunder hergestellt wird. Der Anteil des Grauburgunders darf hierbei jedoch nicht unterhalb von 50% sein.

Zu was passen Roséweine und Rotling

Wie bereits angesprochen gibt es diverse Ausbaustufen für Roséweine. Von Fruchtig, über kräftig hin zu trocken und mit viel Säure, liefert Roséwein eine interessante Palette an unterschiedlichen Eindrücken und Geschmäcken. Die Weine sind gekühlt oder kalt zu genießen. Die Faustregel gilt, dass Roséwein sich bei 7° bis ca. 12° am besten entfaltet.

Unsere Vorschläge sind:
-    Fruchtiger Ausbau: leichter Fisch, leichte Fleischgerichte
-    Halbtrockener Ausbau: Geflügel und Nudelgerichte
-    Trockener Ausbau: Meeresfrüchte, Rind
-    Säurelastiger Ausbau: Desserts, Käsespezialitäten

Dem Rotling lastet ja der Ruf eines leichten Sommerweins nach und das ist auch nicht weit hergeholt. Als Cuvée aus Chardonnay, Dornfelder und Burgunder beispielsweise dominiert die Gesamtbalance des Weins, die mit gedämpften Aromen roter Früchte einen schnellen und unkomplizierten Genuss bietet, der im Sommer das wohlige Empfinden weiterträgt und neue Akzente setzen kann. Dezent in der Süße, aber trotzdem locker und leicht. Genau das richtige für einen warmen Sommerabend. 

Nach unserer Vorstellung passt Rotling bestens zu: Fleisch- und Fischgerichte, Salaten, Käsespezialitäten

Die Zukunft des Roséweins

Absatzdaten und Produktions-Informationen zu Roséweinen global zu erhalten ist nicht einfach, da, wie oben bereits angesprochen, die Abgrenzung zu Rotweinen in keiner Weise sauber erfolgt. Außer in der EU ist Roséwein ja auch nicht reinsortig. Doch durch den Ausbau des Weinangebots im Internet ist eine klare positive Entwicklung nach oben hin ersichtlich.

Gerade die jüngere Generation scheint nun häufiger Wein zu kaufen und dem Roséwein, gegebenenfalls auch wegen dessen attraktiver Farbe, oftmals den Vorzug zu geben. So nimmt die Erzeugung von Roséwein in den letzten Jahren stetig zu, wobei der Konsum hier auf jeden Fall Schritt hält.