Orangewein - die vierte Weinfarbe

Die Orangeweine haben aktuell noch keinen großen Marktanteil in Deutschland inne, doch dies kann sich schnell ändern. Alternative Lebensstile und der Wunsch nach ursprünglicher Ernährung sind in unserer Gesellschaft bereits weit fortgeschritten und es liegt nahe, dass diese Entwicklung anhält und weiter ausgebaut wird. Orangeweine werden in diesem Zusammenhang in einem Atemzug mit Amphorenweinen und Naturweinen (raw wine) genannt, wobei die Nähe und der Zusammenhang der genannten Weinarten nicht geleugnet werden kann.

Die Meinung von Experten, aber auch von Konsumenten, die erste Erfahrungen mit orangenem Wein gemacht haben, ist noch nicht eindeutig pro oder contra Orangewine. Zum einen bietet der Orangene ein absolut neues Geschmackserlebnis, dass im Kontrast zu allem Bekannten in der Weinwelt steht. Zum anderen ist der rohe Geschmack für die breite Masse, gegenwärtig zumindest, noch gewöhnungsbedürftig. Was sicher ist, dass orangener Wein etwas Besonderes darstellt. Mittlerweile hat sich der Orangewein auch schon als vierte Weinfarbe etabliert.

Zum Anbau und der Herstellung von Orangeweinen

Orangewine wird aus weißen Trauben hergestellt, die jedoch beim Keltern die Rotwein-Behandlung erfahren, soll heißen, dass sie maischevergoren werden. Als Maische wird die komplette Mischung aus Kernen, Traubensaft und Beerenschalen bezeichnet. Weißwein-Trauben werden normalerweise sofort gepresst, der daraus entstehende Saft gleich vergoren. Rotwein-Trauben hingegen werden vermaischt, somit zusammen mit den Kernen, dem Saft und den Beerenschalen gekeltert. So erhalten die weißen Trauben ihre typische Farbe, die zwischen Bernstein und Orange anzusiedeln ist. So gehört Orangewine zu den komplexeren Weinen, die mehr Tannine und Gerbstoffe inne haben, somit den Rotweinen im Geschmack folgen.

Differenzierung zu den beiden anderen Weinarten Naturwein & Amphorenwein

Es ist möglich, dass ein Orangewein sowohl Naturwein als auch Amphorenwein ist. In der Farbe ähneln sich diese ohnehin. Naturwein wird aus weißen Trauben gewonnen und sollte komplett ohne künstliche Zusatzstoffe produziert werden (Zuchthefe, Schwefel, usw.). Ein wichtiger Punkt hierbei ist die sogenannte Spontanvergärung, die „wilde Hefe“, welche beispielsweise auf der Beerenhaut zu finden ist, einsetzt. Dies Vorgehen bedarf viel Feingefühl, da Zuchthefen die kontrollierte Gärung und letztendlich auch den typischen Charakter des angestrebten Weines garantiert. Spontanvergärung ist zumeist bei Bio-Winzern zu finden. Die Klärung des Weines ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Werden bei normalem Wein Gelatine oder andere tierische Materialien eingesetzt, fungiert beim Naturwein die Schwerkraft als Klärinstanz. Dies ist natürlich zeitaufwendiger und hinterlässt unter Umständen leichte Trübungen im Wein, die jedoch den Geschmack in keiner Weise beeinflussen. 

Amphorenweine hingegen können sowohl rote wie weiße Trauben verwenden und werden analog zur Vorgehensweise in der Antike in Amphoren aus Ton hergestellt. Die Verwendung von Amphoren ist bei Winzern gar nicht einmal so unüblich, selbst in unserer Zeiten. Aufgrund der Atmungsaktivität des Tones kommt während des Gärprozesses und der Lagerung Sauerstoff ins Gefäß hinein, was wiederum die Oxidation des Weines zur Folge hat. Winzer, die mit Amphoren arbeiten, sind oftmals dadurch gekennzeichnet, dass sie Wein so natürlich wie nur möglich herstellen.

Orangewein ist kein billiger Wein, doch das hat auch seine guten Gründe. Es ist vornehmlich die Arbeit die drinnen steckt. Wenn auf neue, technische Hilfsmittel und Errungenschaften weitgehend verzichtet wird, dann bedeutet dies grundsätzlich mehr Handarbeit und oder Pflegeaufwand für den Winzer. Dadurch wird normal gesünderes und qualitativ höherwertiges Traubenmaterial erreicht und gewonnen, doch die Auslassungsmenge, somit der Ertrag ist mitunter deutlich geringer. Wenn auch Orangewein stärker industriell produziert werden würde, dann wären sicherlich auch die Preise angepasster. Doch reine Industrialisierung überall ist gegebenenfalls auch nicht die Antwort auf alle Fragen.

Wie schmeckt denn der Orangwine nun?

Wie bereits angedeutet besitzt Orangewein mehr Tannine als der gewöhnliche Weißwein, ist dadurch würziger im Aroma. Der Einsatz und die Möglichkeiten orientieren sich damit am gängigen Rotwein, der gerne zu Fleisch- und Fischgerichten gereicht wird. Orangewein wird grundsätzlich als Landwein verkauft, da die amtliche Prüfnummer, die zur Vergabe als Qualitätswein fungiert, einen Rebsorten-repräsentativen Charakter des Weins benötigt, was beim Orangewein normal so nicht gegeben ist. Orangewein, der in Amphoren gelagert wurde, erinnert u.a. an Bienenwachs, Kräuter und an Blüten.

Dieser kommt komplexer daher als in Eichenfässern gereifte Trauben. So sollte dazu auf jeden Fall etwas gegessen werden, damit die Gerbstoffe abgemildert und geschwächt werden. Empfehlen tun sich hier Käse- und Fleischplatten, gerne auch deftig, Bolognese oder dunkles Brot. Orangewein ist schwerer als Weißwein und leichter als der gewöhnliche Rotwein – somit passt dieser nicht nur farblich hervorragend zum Herbst. Oranger Wein sollte nicht zu kühl getrunken werden, auf keinen Fall bei Kühlschranktemperatur. Wichtig ist es darauf zu achten, dass der Wein atmen kann. Am besten kredenzt man diesen in einer Karaffe oder einem größeren Glas. Dann ist recht schnell zu erkennen, wie sich der Wein öffnet und seine wunderbare Charakteristik mit angenehmem Aroma unterstreicht. 

Aussicht des Orangewins - eine Entwicklung

Back to the future oder einfach, …zurück zur Reduktion, dem Natürlichen. Nicht jede Entwicklung in der bunten, schillernden Weinwelt ist ein Fortschritt oder unbedingt notwendig. Die strikte Industrialisierung ganzer Wirtschaftsbereiche hat Vor- wie Nachteile. Junge, innovative Winzer einer neuen Generation suchen nach neuen Wegen, die oftmals aber auch in alten Pfaden münden. Alte Techniken erleben häufig eine gewisse Revitalisierung, insbesondere dann, wenn die Bio-Bewegung immer stärker in den Fokus wandert. Benötigt werden Winzer, die ihr Handwerk verstehen und die gerne auch einmal ein Risiko eingehen. Dazu muss man kein Natur-Freak sein. Einen Schritt zurückzugehen, kann lehrreich im Leben sein. Entwicklungen und Lebensgewohnheiten der Menschen sind stetig im Wandel. Die Zeit wird zeigen, ob sich Orangeweine in Deutschland etablieren können?

Orangewine und Essen: Was passt? Mit einfachen Regeln alles richtig machen.

Nicht wenige sprechen von der vierten Weinfarbe, wenn Sie denn vom Orangewein schwärmen. Der Name dieser maischevorgorenen Weißweine zieht sich direkt aus deren üppigem orangenen Farbgenuss, der auch gerne ins Bernsteinfarbene abdriften mag. Je länger der Kontakt mit den Traubenschalen bei der Maischegärung besteht, desto dunkler wird die Farbe. Dies ist bei der Rotwein- und Roséherstellung ebenfalls im Detail zu beobachten.

Es gibt so viel Besonderes, dass es über den Orangewein zu erzählen gibt. Das beinhaltet den überaus besonderen Geschmack des Weines genauso, wie beispielsweise die Ausbaumethode oder den Gärungsprozess. In kurzen Worten beschrieben, handelt es sich beim Orangewein quasi um das Gegenstück zum Roséwein; einem Wein, der aus weißen Reben produziert wird, indem dieser mittels Maischegärung Vollendung erfährt. Vor der eigentlichen Pressung liegt der junge Wein noch Monate lang. Der eigentliche Ausbau erfolgt in `vergrabenen`Amphoren und Holzfässern, die sehr großen Einfluss auf das letztendliche Ergebnis haben. 

Verschiedene Kombinationsvarianten

1. Orangewein ist schwerer als Weißwein, aber leichter als Rotwein
und passt nicht nur farblich perfekt in den Herbst. Leicht gekühlt servieren.  
Unsere Empfehlung: Geflügelgericht mit geröstetem Gemüse

2. Tofu-Gerichte hat nicht zu viele Tannine, wodurch ein Rotwein zu groß wäre
Unsere Empfehlung: Tofu-Gericht mit Gemüse und Salat

3. Orangewein hat genug Säure um starken Gerichten entgegenzuhalten
Unsere Empfehlung: Roastbeef-Spargel Röllchen

4. Die Bandbreite des Orangeweins ist vielschichtig und teilweise unentdeckt
Unsere Empfehlung: Kleiderbügelsteak mit Zucchini-Salsa

5. Der Einsatz ist fernab ausgetretener Wege. Passt bestens zu kühnem Essen 
Unsere Empfehlung: Indisches Hühnchen-Curry mit Gewürzen

6. Der hohe Phenolgehalt macht den Wein passend für schwere Fleischgerichte 
Unsere Empfehlung: Chili-con-Carne

7. Der nussige Grundton sorgt für viel Ausgleich bei Fisch- u. Meeresgerichten
Unsere Empfehlung: Scholle Finkenwerder Art

8. Klebriger Schafskäse unterstützt die süßen Akzente des Orangeweins
Unsere Empfehlung: Griechische Gemüsepfanne mit Schafskäse

Orangewein wird obgleich der althergebrachten Methoden oftmals als Naturwein bezeichnet, was dem Begriff jedoch nicht gerecht wird. Orangewein kann Naturwein sein, muss es jedoch nicht. Winzer von orangenfarbenen Weinen können Ingredenzien verwenden, die dem Naturwein entgegenstehen, wie beispielsweise Pestizide oder Herbizide. So ist die Lagerung in Amphoren oder Tontanks nicht der einzige Hinweis darauf, um was für einen Wein es sich letztendlich handelt. 

Orangewein zu gutem Essen

zu was passt orangewein

Was ist über Orangewein noch zu sagen? 

Wer Orangewein zum ersten Mal probiert, der ist gegebenenfalls erst einmal geschockt. Zu roh und fern der normalen Geschmäcker kommt Orangewein anfangs daher. Wer davon jedoch nicht gleich abgeschreckt wird und sich darauf einlässt, tiefer und tiefer die Aromaleiter hinunter-zu-klettern, der mag überrascht sein, was er denn da findet. In Deutschland ist der Bedarf und die Nachfrage nach Orangewein noch überschaubar, ganz im Gegensatz zu osteuropäischen Ländern oder Skandinavien. Doch letztendlich wird nahezu jeder unausgetretene Weg irgendwann interessant werden, wenn nur erst einmal der Fokus darauf gelegt wurde. Von manchem Experten wird Orangewein als Experimentiertraube bezeichnet, eine Spielweise für progressive Winzer. Die allgemeine Massentauglichkeit wird dem Wein jedoch abgesprochen. 

Einer der Punkte, der dabei oftmals vorgehalten wird, ist, dass der Orangewein zu wenig durch den Winzer gesteuert und sich selber zu lange überlassen wird. In diesen Zwischenzeiten könnten sich Aromaverstimmungen und oder Fehler nur allzu leicht einschleichen, die danach nicht mehr korrigiert werden können. Auf der anderen Seite bietet der Prozess die Chance mit dem richtigen Wissen und Motivation, nahezu unbegangene Wege beschreiten zu können und etwas Neues, etwas außerhalb der Mainstream-Weine befindliches, zu schaffen. Orangewein wird wohl noch lange eher Freigeister ansprechen, die offener und bereit dazu sind, sich von althergebrachten Methoden zu verabschieden.